Grundlagen der modernen Linguistik

Ferdinand de Saussure: Cours de linguistigue général (1916)

 

 

 

Arbitrarität des Zeichens

Das sprachliche Zeichen ist für de Saussure die elementare Einheit (z.B. Wort).

 

 

 

 

Syntagmatische und paradigmatische Beziehungen

Die Beziehungen, die zwischen den einzelenen Elementen des Sprachsystems bestehen, lassen sich im wesentlichen auf 2 Typen reduzieren:

 

 

 

 

Synchronie und Diachronie

Vor de Saussure wurde hauptsächlich historisch vergleichende Sprachwissenschaft betrieben.

D.h., untersucht wurde die Entwicklung einzelner Laute und Formen ohne Berücksichtigung des Systemcharakters der Sprache.

Für dieses Vorgehen prägte de Saussure den Begriff "Diachronie".

 

De Saussure propagierte im Gegensatz dazu die "Synchronie", also die Untersuchung des Sprachsystems zu einem bestimmten Zeitpunkt ohne Berücksichtigung der historischen Entwicklung.

 

 

de Saussure (1916): Langue/Parole

Langue = "die Sprache":

Das abstrakte System von Zeichen und Regeln

Parole = "das Sprechen":

Die konkrete Realisierung von Langue

Ziel:

Aussagen über die Langue, diese gewinnt man durch Untersuchung der Parole, also eines Korpus

 

Bloomfield (1933): Strukturalismus

Behaviouristische Psychologie:

Es lassen sich nur aufgrund unmittelbar beobachtbarer Daten Aussagen machen.

Das heißt für die Linguistik:

=> Introspektion ist nicht zugelassen

=> Untersuchungsgegenstand für die Linguistik sind umfangreiche, "repräsentative" Korpora von tatsächlichen Äußerungen.

 

Solche Aussagen können nur durch operationale Verfahren gewonnen werden.

=> Es können nur Aussagen über die Struktur, nicht aber die Bedeutung gemacht werden.

 

Chomsky (1965): Kompetenz/Performanz

Kompetenz = "allgemeine Sprachfähigkeit":

der "ideale Sprecher/Hörer" kann Grammatikalitätsurteile abgeben:

Im Unterschied zur Parole kein statisches System, sondern dynamisches System, das zur unendlichen Produktion von Sprache befähigt.

Performanz = "individuelle Sprachverwendung":

Analog zur "Parole" die konkrete Realisierung.

Ziel:

Beschreibung der Kompetenz, so daß auch die Vorgänge beim Spracherwerb erklärt werden. Das relevante Datenmaterial wird in erster Linie durch Introspektion gewonnen.

 

Anforderungen an eine Sprachbeschreibung: Adäquatheit

Beobachtungsadäquatheit (= observationelle Adäquatheit):

Eine Sprachbeschreibung, die beobachtungsadäquat ist, muß alle beobachtbaren Phänomene abdecken, d.h., alle sprachlichen Daten müssen korrekt erfaßt werden.

 

Beschreibungsadäquatheit (= deskriptive Adäquatheit):

Eine Sprachbeschreibung, die beschreibungsadäquat ist, muß alle nicht nur alle beobachtbaren Phänomene abdecken, die Analyse muß auch der Intuition des "idealen Sprecher/Hörers" übereinstimmen.

 

Erklärungsadäquatheit (= explanatorische Adäquatheit):

Über die Beobachtungs- und Beschreibungsadäquatheit hinaus, muß eine erklärungsadäquate Sprachbeschreibung in der Lage sein, Daten des Spracherwerbs und Gemeinsamkeiten zwischen Sprachen (Universalien) korrekt zu erklären.

 

Phonetik

Die Phonetik untersucht mit die physiologischen und physikalischen Eigenschaften menschlicher Äußerungen:

 

 

Die Sprechwerkzeuge

 

 

 

Die Vokale

 

 

 

Die Konsonanten

 

 

Das menschliche Gehör

 

 

 

Sprache in Form von Schallwellen

 

 

Spektrogramm

 

 

Phonologie

Im Gegensatz zur Phonetik untersucht die Phonologie die jeweiligen Lautsysteme natürlicher Sprache. Ihr Ziel ist es, die systematischen Aspekte der Lautbilder einzelner Sprachen zu beschreiben.

z.B. Nous y allons.

im Deutschen nicht so wichtig!

 

Intonatorik

 

Realisationsphonologie

In der kontinuierlichen Sprache kommt es zu zahlreichen Verinfachungen:

 

Beispiele für phonologische Regularitäten im Deutschen

 

 

 

 

Minimale Beschreibungseinheiten

Doch:

 

Phoneme

Methode zur Erfassung des Phonembestandes einer Sprache: Minimalpaarmethode

Idee der Minimalpaarmethode:

Beispiele:

Kasse:Gasse => /k/ und /g/

Heer:Teer => /h/ und /t/

aber gilt auch /t/ _ /g/ bzw /k/?
ja, wegen Tasse:Kasse bzw. Tasse:Gasse

wer:sehr => /w/ und /s/

usw.

 

Allophone

Phoneme lassen sich auffassen als Klassen von Allophonen; das sind konkret realisierte lautliche Varianten eines Phonems.

Verschiedene Arten von Variation:

 

Suprasegmentale Merkmale

Zwei Lautfolgen, die aus denselben Segmenten bestehen können unterschieden werden durch:

 

Die Silbe

Die Silbe ist eine intuitiv feststellbare Einheit des Wortes ohne einheitliche Definition.

Interne Struktur der Silbe:

 

Nukleus (Silbenkern): Maximale Schallstärke

Kopf = Silbenanfang, Koda = Silbenende

 

Zur Relevanz des Silbenbegriffs

Die Auslautverhärtung im Deutschen:

[g] - [k]: jagen [..g..] - Jagden [..k..]- jagt/Jagd [..k..]

[b] - [p]: loben [..b..] - löblich [..p..] - lobt [..p..]

[d] - [t]: meiden [..d..] - vermeidbar [..t..] - miedst [..t..]

[z] - [s]: lesen [..z..] - lesbar [..s..] - liest [..s..]

[v] - [f]: aktive [..v..] - aktiv [..f..] - kurvt [..f..]

 

Regel: Obstruenten sind in der Koda immer stimmlos!

Diese Regel gilt unabhängig davon, ob auf die Koda eine Wortgrenze oder eine Silbengrenze folgt, und für sämtliche Obstruenten in der Koda.

 

Morphologie: Das Wort

Ein Wort ist, was zwischen Leerzeichen oder Separatoren steht.

Was sind die Separatoren?

 

Morphologie: Das Wort

Sogenannte Grenzsignale zeigen die Wortgrenzen an:

 

Morphologie: Das Wort

Typische Eigenschaften von Wörtern sind:

 

Morphologie: Das Wort

Ein Wort ist ein kleinster relativ selbständiger Träger von Bedeutung.

 

 

Es gibt keine einheitliche Definition für Wort. Allerdings gibt es ein intuitives Grundverständnis dessen, was ein Wort ist, und das wird durch die Definitionsversuche zumindest tendenziell gestützt.

 

 

Morphologie: Das Wort

die folgenden Elemente gehören intuitiv zusammen:

 

Unter einem Lexem versteht man einen möglicherweise abstrakten Lexikoneintrag, der in verschiedenen Wortformen realisiert sein kann. z. B. KIND, GEHEN, ...

 

Eine Wortform ist also eine mögliche Realisierung eines Lexems. Alle möglichen Wortformen eines Lexems bilden das Paradigma.

 

Als grammatisches Wort bezeichnet man ein Lexem zusammen mit grammatischen Merkmalen.

 

Beispiele

Lexem: KIND

Wortform: Kinder

grammatisches Wort: <kind.plural>

Paradigma:

 

 

 

Singular

Plural

Nominativ

Kind

Kinder

Akkusativ

Kind

Kinder

Dativ

Kind(e)

Kindern

Genitiv

Kindes

Kinder

 

 

Morphologie: das Wort

Werden zwei unterschiedliche Lexeme von derselben Wortform realisiert, so spricht man von Homonymie (bei gleicher Aussprache) bzw. Homographie ( bei gleicher Schreibung).

Bei Homonymie und Homographie handelt es sich um rein zufällige Gleichheit der Form.

Beispiel: Bank

Handelt es sich jedoch nicht um grundsätzlich verschiedene Lexeme, sondern gibt es eine einheitliche Grundbedeutung, so spricht man von Polysemie.

Beispiele:

 

Minimale Beschreibungseinheiten der Morphologie

er in Kinder, s in Autos, en in Frauen sind Morphe und insbesondere Allomorphe zum Pluralmorphem.

 

 

Morpheme 1

 

Morpheme 2

 

Morpheme 3

 

Affixe

 

Morphologische Prozesse

Ein morphologischer Prozeß ist jede Operation, die eine morphologische Funktion kodiert.

  1. Additive morphologische Prozesse
  1. Nicht-additive morphologische Prozessse
  1. ý_-Prozesse
  1. Suppletion

 

Sprachtypen

Isolierende Sprachen zeigen keine oder nur geringe Markierung der morphologischen Merkmale. Häufig werden die Merkmale durch syntaktische Prozesse (z.B. Wortstellung) kodiert.

Bsp. Vietnamesisch

Jedes morphologische Merkmal wird durch ein separates Morphem (i. d. R. bestimmtes Affix) realisiert, die nacheinander mit dem Stamm verbunden werden. Die Morpheme sined hinsichtlich Form und Funktion eindeutig segmentierbar.

Bsp: Türkisch

Im Unterschied zu agglutinierenden Sprachen findet zwar die Realisierung der morphologischen Merkmale durch morphologische Prozesse statt, ein Prozeß kann jedoch mehrere morphologischen Merkmale gleichzeitig realisieren.

Bsp: Deutsch

 

Wortarten

Mögliche Kriterien zur Bestimmung von Wortarten

  1. Morphologie
  1. Semantik

 

Wortarten 2

  1. Syntax

der/die/das ... ist schön

das ... Haus

jemand ... etwas.

 

=> Mischklassifikation ist notwendig. In der Regel Mischung aus morphologischen und syntaktischen Eigenschaften

 

Nomen

Typische Eigenschaften:

Genus ist inhärent (= lexikalische Eigenschaft)

Kasus

Numerus

 

Verben

Typische Eigenschaften:

Tempus

Modus

Person und Numerus entsprechend dem Subjekt

infinite Formen: Infinitiv, Partizip I unde II.

 

Adjektive

Typische Eigenschaften:

Genus, Kasus,Numerus entprechend dem
folgenden Nomen

Deklinationstyp (stark, schwach, gemischt)

Grad (positiv, komparativ, superlativ)

Die Realisierung der Kongruenzmerkmale beim
pränominalen Adjektiv ist abhängig davon, was
vorangeht:

roter Wein - der rote Wein - kein roter Wein
rote Weine - die roten Weine - keine roten Weine

 

 

Adverbien

Typische Eigenschaften:

modal: singt schön

temporal: kommt heute

usw.

 

 

Determinatoren und Pronomen

Determinatoren: typische Eigenschaften:

Genus, Kasus,Numerus entprechend dem
folgenden Nomen

bestimmt den Deklinationstyp folgender Adjektive

Pronomen: typische Eigenschaften:

Genus, Kasus, Numerus und Person

 

 

sonstige Funktionswörter

 

Flexion - Derivation - Komposition

Bsp: geh -> gehen, ging, ...

Bsp: TRAGEN -> TRÄGER, TRENNEN -> TRENNUNG, LESEN -> LESBAR, KIND -> KINDLICH

Bsp: Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitän

 

 

Wortbildung

Ziel der Wortbildung ist es, zu beschreiben, wie aus einfachen Wörtern (Lexemen) neue Wörter (Lexeme) gebildet werden können.

Was heißt einfach?

Einfache Wörter bezeichnet man als Simplizia. (i.d.R. semantisch interpretiert)

Beispiele:

 

Derivation

Stamm + Derivationsmorphem -> Stamm

Derivationsmorphem + Stamm -> Stamm

un + Nomen: Unmensch, Untier, ...

un + Adjektiv: ungern, ungleich, ...

 

Leiter, Träger, Bearbeiter, Sprecher, ...

 

Argumentvererbung: Ist die Basis ein mindestens transitives Verb, so besitzt das abgeleitete Nomen die entsprechenden Argumentstellen:

er leitet die Firma - der Leiter der Firma

 

Komposition

Fugenformen der Nomen (z.B. Leistungs aber
nicht Leistung)

Verbstämme (tret, sing, ...), e-Formen (lese, trage,
...), z.T. auch Infinitive (helfen in das Helfenwollen)

unflektierte Adjektive (schön, blau, ...), unflektierte
Komparative und Superlative (höher, größt, ...)

Eigennamen: Bayernliga, Münchenbild, ...

Sonderfälle: Ichgefühl, Sichgehenlassen, dreijährig,
Zahlen

oder Komplexe, deren letztes Element ein
mögliches Vorderglied ist.

 

Beziehung innerhalb von Komposita

 

Andere Arten der Neubildung

 

Syntax

Ziel und Aufgabe der Syntax ist die strukturelle Beschreibung von Sätzen ( = Satzlehre). Das bedeutet:

 

 

"Colourless green ideas sleep furiously." (Chomsky)

 

=> "Wohlgeformtheit" bezieht sich nur auf die Struktur, nicht auf den Inhalt (-> Semantik)

 

Traditionelle Satzteile

 

Zum Begriff Subjekt:

(1) Sein Nachbar ärgert Hans.

(2) Der Mann, der im Haus nebenan, das früher der Kusine von Karl, einem langjährigen Kollegen meines Vaters, gehörte, die es dann allerdings aus Geldmangel verkaufte und nach Köln zog, wohnt, ärgert Hans.

(3) Sie ärgert Hans.

(4) Daß das Haus nebenan verkauft wurde, ärgert Hans.

 

(5) Heute regnet es.

(6) Es kann nicht sein, daß es schon wieder regnet.

(7) Mir ist schlecht.

(8) Es wurde mir gleich schlecht.

 

(9) Sein Vorgehen wird von den Betroffenen kritisiert.

(10) Die Betroffenen kritisieren sein Vorgehen.

 

Traditionelle grammatische Funktionen

Zum Begriff Objekt:

(1) Sie liest den Roman.

(2) Sie liest den ganzen Tag.

(3) Sie liest ihn.

 

(4) Er schenkt dem Kind das Buch.

(5) Er schenkt das Buch.

(6) Er öffnet dem Mann die Tür.

 

(7) Sie wartet auf die Nachbarin.

(8) Sie wartet auf der Bank.

(7) Sie wohnt in München.

(9) *Sie wartet.

 

(10) Sie hofft, daß er zurückkommt.

(11) Sie hört das Auto kommen.

 

(12) Der Koffer wiegt über 20 kg.

 

(13) Das Kind wäscht sich.

(14) Das Kind schämt sich.

 

Fortsetzung: Objekt

(15) Er hört mit der Arbeit auf, die ihm sowieso keinen Spaß gemacht hat.

 

(16) Die Verwandten treffen sich jedes Jahr.

(17) Es wird von ihm berichtet.

(18) Das wurde uns gerade von ihm berichtet.

 

(19) Der Bademeister lehrt die Kinder das Schwimmen.

 

Traditionelle grammatische Funktionen

Zum Begriff Prädikat:

 

(1) Das Auto fährt.

(2) Das Auto wird fahren.

(3) Das Auto wird fahren können.

 

(4) Das Auto fährt an.

 

(5) Das Auto fährt schneller.

(6) Ein schneller Wagen fährt vorbei.

 

(7) Die Sekretärin schreibt Maschine.

(8) Die Sekretärin schreibt auf der neuen Maschine.

 

(9) Er pflegt später zu kommen.

 

(10) Das Kind schämt sich.

(11) Das Kind wäscht sich.

 

 

Traditionelle grammatische Funktionen

Zum Begriff Adverbialbestimmung:

(1) Er arbeitet gern.

(2) Er arbeitet auf dem Bau.

(3) Er arbeitet besser als seine Kollegen.

(4) Er arbeitet um mehr Geld zu verdienen.

(5) Er arbeitet, obwohl er es nicht müßte.

(6) Er arbeitet da hinten.

(7) Er arbeitet dort.

 

(8) Der Vortrag dauert 2 Stunden.

 

 

Fazit: Es gibt keine eindeutige Zuordnung zwischen grammatischer Funktion, Form und Position

 

Bausteine (=Konstituenten) des Satzes

IC-Analyse (= immediate constituent) eines Satzes:

ein

ganz

neues

Haus

steht

an

der

Ecke

ein

ganz

neues

Haus

steht

an

der

Ecke

ein

ganz

neues

Haus

steht

an

der

Ecke

ein

ganz

neues

Haus

steht

an

der

Ecke

ein

ganz

neues

Haus

steht

an

der

Ecke

Entsprechende Baumstruktur:

 

 

Konstituenztests

Wortfolgen, die sich ohne Verlust der Grammatikalität füreinander ersetzen lassen, sind möglicherweise Konstituenten

Was sich pronominalisieren läßt ist eine Konstituente

In elliptischen Konstruktionen können nur Konstituenten weggelassen werden.

Wonach sich fragen läßt, ist eine Konstituente

Was sich koordinieren läßt, ist eine Konstituente

Was verschoben werden kann, ist eine Konstituente

Was allein das Vorfeld (= Position vor dem finiten Verb in Aussagesätzen) bilden kann, ist eine Konstituente

 

Ersetzungsprobe

ein ganz neues Haus

das Haus

Hotel Post steht an der Ecke

Karl

jemand

 

Aber:

ein ganz neues Haus steht an

es brennt hinter der Ecke

er bezweifelt den Nutzen

 

Die Ersetzungsprobe liefert nur Kandidaten für Konstituenten, diese müssen dann noch mit den anderen Tests überprüft werden!

 

Pronominalisierungs- und Fragetest

Das neue Haus steht an der Ecke.

Es steht an der Ecke.

Was steht an der Ecke?

Das neue Haus steht dort.

Wo steht das neue Haus.

Wie ist das Haus, das an der Ecke steht?

 

Hans will einen Glühwein trinken.

Ich will das auch.

Was will Maria auch?

 

Wozu arbeitet er?

damit er mehr Geld bekommt

um mehr Geld zu bekommen.

Aber nicht pronominalisierbar/erfragbar:

Das neue Haus steht an der Ecke.

Das neue Haus steht an der Ecke.

Das neue Haus steht an der Ecke.

 

Weglaßprobe

Hans liebt spannende Krimis aber Maria haßt spannende Krimis

 

Hans wohnt in München und Maria studiert in München.

 

Hans hat seine dreckigen Hosen und Maria hat ihre drekkigen Hosen gewaschen.

 

Das neue Haus steht an der Ecke und das frischgestrichene Haus steht hinter der Ecke.

 

Koordinationstest

Das neue Haus und der alte Schuppen werden abgerissen.

Das ist eine sehr interessante und keineswegs offensichtliche Beobachtung.

 

Aber:

Die interessanten und die spannenden Bücher sind schnell verkauft.

Die interessanten und spannenden Bücher sind schnell verkauft.

Blut- und Leberwürste gehören zur Schlachtplatte.

 

 

Verschiebeprobe

Das neue Haus steht an der Ecke.

(daß) das neue Haus an der Ecke steht.

An der Ecke steht ein neues Haus.

Steht an der Ecke ein neues Haus?

 

Aber:

Er hat nur den einen Anzug.

Anzug hat er nur den einen.

 

Vorfeldtest

 

das Haus steht ...

an der Ecke steht ...

um Geld zu verdienen arbeitet er ...

besonders schön hat sie sich hergerichtet.

gern singt er auch vor Zuhörern.

Aber:

Teil hat er schon an vielen Demos genommen.(?)

 

Phrasen

 

Baupläne von Phrasen

Beispiel: die NP

 

Pisten (sind überall gut präpariert)

die Pisten (sind überall gut präpariert)

Garmischs Pisten (sind häufig überlaufen)

die steilen Pisten (sind schwarz markiert)

steile Pisten (sollte man bei Vereisung meiden)

die steilen Pisten Garmischs (sind besonders gefährlich)

die von den Gästen am häufigsten befahrenen Pisten ...

die Pisten, die von den Gästen am häufigsten befahren werden, ...

alle Pisten mit blauer Markierung ...

alle Pisten Garmischs mit blauer Markierung ...

alle Pisten mit blauer Markierung Garmischs ...

 

*mit blauer Markierung Pisten ...

*die befahren werden, Pisten ...

 

Beispiel für NP

(aus: Die Meisengeige, hrsg. v. G.B. Fuchs (1964))

Mirakel

ein glatter zarter
ganz unbehaarter
und runder weißer
halb kalt halb heißer
herabgebeugter
ein wenig feuchter
und stramm gebückter
herausgedrückter
unten gewölbter
nach oben gekölbter
birnengeformter
und ungenormter
zärtlich zu fassender
kaum loszulassender
doppelt geschweifter
sanft ausgereifter
geschwind kuranter
und eleganter
bibbernd lebendiger
ungemein wendiger
matt aufglänzender
in sich sich ergänzender
ein ganz normaler
entzückend banaler
Neandertaler

 

Phrasenstrukturregeln

Um die möglichen Strukturen von Phrasen zu beschreiben, benutzt man Regeln der Form

X -> Y
1 Y2 ... Yn

wobei X und Yi Namen für syntaktische Konstituenten sind.
Eine solche Regel besagt, daß eine Konstituente X bestehen kann aus einer Folge Y
1 Y2 ... Yn.

Beispiel:

NP -> DET N die Pisten

NP -> DET AP N die steilen Pisten

NP -> DET AP N PP die steilen Pisten mit blauer
Markierung

usw.

Wenn ein Yi eine Wortartbezeichnung ist (das nennt man lexikalische Kategorie), so bedeutet dies, daß ein Wort der betreffenden Kategorie eingesetzt werden kann. Ist Yi der Name einer Phrase, so bedeutet dies, daß hierfür eine Phrase diesen Typs eingesetzt werden kann.

Für was kann Yi noch stehen?

 

Phrasenstrukturregeln

Problem solcher "flachen Regeln":

  1. große nahezu unüberschaubare Menge von Regeln:

NP -> N (Pisten)
NP -> Det N (die Pisten)
NP -> AP N (steile Pisten)
NP -> Det AP N (die steilen Pisten)
NP -> N NPgen (Pisten deutscher Skiorte)
NP -> Det N NPgen (die ...)
NP -> AP N NPgen (steile Pisten ...)
NP -> Det AP N NPgen (die steilen Pisten ...)
usw.

Mögliche Lösung:

NP -> (Det) (AP) N (NPgen) (PP) (Srel) ...

  1. die dadurch entstehenden Strukturen wiedersprechen den Prinzipien der IC -Analyse:

Bsp:
die viel befahrenen Pisten deutscher Skiorte
mit blauer Markierung

d.h. Es gibt Konstituenten mit Nomen als Kopf, die weder Phrasen noch lexikalische Kategorien sind!
Bezeichne diese Kategorien mit N
1, N2, ...

 

NP-Struktur

Eine kleine NP-Grammatik:

NP -> N1
NP -> Det N1
N1 -> N
N1 -> AP N1
N1 -> N1 NPgen
N1 -> N1 PP
N1 -> N1 Srel

 

Mini-Satzgrammatik

S -> NP VP

NP -> Det N1
N1 -> AP N1
N1 -> N1 PP
N
1 -> N

AP -> A1
A1 -> Adv A1
A1 -> A

PP -> P NP

VP -> V
VP -> V PP
VP -> V AP
VP -> V NP

N -> {Urlauber, Skiorte, Pisten, Piste,Markierung}

A -> {steile, steilen, deutsche, deutschen, blauer}

V -> {befahren,befährt,sind, meiden,kommen}

P -> {auf, mit, in}

Adv -> {unglaublich}

Det -> {die, ein, einige}

 

Anwendung von Phrasenstrukturregeln

Formal ist eine Phrasenstrukturgrammatik folgendermaßen zu interpretieren:

Die Sprache L, die von einer Grammatik G = (L,P,S) generiert wird, besteht aus der Menge aller Ketten von Elementen des Lexikons, für die gilt, daß sich diese Kette mittels Regeln aus P vom Startsymbol S ableiten lassen.

"ableiten lassen" bedeutet, daß ausgehend von S durch sukzessives anwenden der Regeln irgendwann diese Kette entsteht.

 

Subkategorisierung und Kongruenz

Die Mini-Grammatik erzeugt auch ungrammatische Sätze:

* die Markierung meidet

* die Urlauber kommen die Piste

* die Skiorte meiden mit Markierung

 

* ein Urlauber meiden die steile Pisten

 

* ein Skiorte mit die steile Piste

 

  1. Die VP-Regeln müssen auf die einzelnen Verben abgestimmt werden.
  2. Kongruenz muß geprüft werden
  3. Präpositionen fordern einen bestimmten Kasus

 

Subkategorisierung

er schenkt ein Buch. aber: *er schenkt dem Freund

sie hilft dem Freund - sie hilft dem Freund den ganzen Tag - sie hilft dem Freuund den ganzen Tag beim Umzug - sie hilft dem Freund den ganzen Tag mit voller Kraft beim Umzug ....

 

Subkategorisierung in der Grammatik

=> 2. Version der VP -Grammatik:

VP -> V1 NP

VP -> V1 PP

VP -> V1

V1 -> V1

V1 -> V2 NPakk

V1 = {kommen}

V2 = {meiden}

 

Kongruenz

Es muß sichergestellt werden, daß nur solche Nomen, Adjektive und Determinatoren miteinander kombiniert werden, die hinsichtlich ihrer morphologischen Merkmale kompatibel sind:

Beispiel die Regeln

NP -> Det N1
N1 -> N

Neue Version:

Lexikon

Det(sing,fem,nom) = {die,eine}
Det(sing,fem,akk) = {die,eine}
Det(plu,fem,nom) = {einige,die}
Det(plu,fem,akk) = {einige,die}

N(sing,fem,nom) = {Piste}
N(sing,fem,akk) = {Piste}
N(plu,fem,nom) = {Pisten}
N(plu,fem,akk) = {Pisten}

Fortsetzung: Kongruenz

Phrasenstrukturregeln:

N1(sing,fem,nom) -> N(sing,fem,nom)
N
1(sing,fem,akk) -> N(sing,fem,akk)
N
1(plu,fem,nom) -> N(plu,fem,nom)
N
1(plu,fem,akk) -> N(plu,fem,akk)

 

NP(sing,fem,nom) -> Det(sing,fem,nom)
N
1(sing,fem,nom)
NP(sing,fem,akk) -> Det(sing,fem,akk)
N
1(sing,fem,akk)
NP(plu,fem,nom) -> Det(plu,fem,nom)
N
1(plu,fem,nom)
NP(plu,fem,akk) -> Det(plu,fem,akk)
N
1(plu,fem,akk)

Erweiterung der Phrasenstrukturregeln

 

NP(np_num,np_gen,np_kas) ->
Det(d_num,d_gen,d_kas)
N
1(n1_num,n1_gen,n1_kas)

<np_num = d_num = n1_num>
<np_gen = d_gen = n1_gen>
<np_kas = d_kas = n1_kas>

 

N1(n1_num,n1_gen,n1_kas) ->
N(n_num,n_gen,n_kas)

<n1_num = n_num>
<n1_gen = n_gen>
<n1_kas = n_kas>

Satztypen

Je nach Position des finiten Verbs lassen sich im Deutschen 3 verschiedene Satztypen unterscheiden:

Satztypen

Topologische Felder

 

Vorfeld

LSK

Mittelfeld

RSK

Nachfeld

 

Gehst

Du schon?

   
 

Bist

Du so früh

gegangen

,weil Du wolltest

 

Hat

er Dich

getroffen

, als er ging?

Ich

gehe

nach Hause

   

Wo

hast

Du den Freund

getroffen

, der Dir noch Geld schuldet?

Ich

fahre

mit dem Auto in die Stadt

 

, das Karl gehört.

 

daß

Du so früh nach Hause

gegan gen bist

 

Wer

 

wohl als erstes

kommt

 
 

ob

Hans als erster

ging

, der sonst als letz ter geht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Topologische Felder

 

Topologische Felder

 

Semantik

 

Die logischen Junktoren

"nicht":

p

 

1

0

0

1

 

 

"oder":

p

q

 

1

1

1

1

0

1

0

1

1

0

0

0

"und":

p

q

 

1

1

1

1

0

0

0

1

0

0

0

0

 

 

 

"wenn ... dann":

p

q

 

1

1

1

1

0

0

0

1

1

0

0

1

"wenn ... dann":

p

q

 

1

1

1

1

0

0

0

1

0

0

0

1

Die logischen Junktoren

 

Bedeutung

 

Wortsemantik

 

Sinnrelationen

Komponentenanalyse

Prototypensemantik

 

Sinnrelationen 1

Grundidee: Beschreibung der Bedeutung der Lexeme durch ihre Beziehung zu anderen Lexemen

 

Sinnrelationen 2

 

Sinnrelationen 3

 

Sinnrelationen 4

 

 

Bedeutung von Ausdrücken

||wort|| = {<x1,x2,...,xn>;WORT(x1,x2,...,xn)}

Dabei soll ’WORT’ die lexikalische Bedeutung von ’wort’ repräsentieren.

 

Bedeutung von komplexen Ausdrücken

 

 

Fragment: Lexikon

 

1. Versuch - Syntax und Semantik:

 

1. Versuch - Syntax und Semantik:

=> die VP darf nur eine freie Argumentstelle haben

 

2. Versuch - Syntax und Semantik:

 

Erweiterung um Satzkoordination

 

Normale "NPen"

 

Bedeutung - Referenz

 

Pragmatik

 

Beispiele 1

 

Beispiele 2

 

Beispiel 3

A: Dieser Tage, vielleicht am Dienstag, es kann aber auch Mittwoch gewesen sein, oder war’s schon am Montag? Also sicher nicht am Sonntag, höchstens noch am Samstag, da habe ich gesehen, wie auf dem Maria-Platz eine Frau mit dem Auto vorbeikam, und stell Dir vor in dem Auto, da war noch ein Hund gesessen, so ein brauner oder schwarzer oder grauer.

B: Es gibt hier doch keinen Maria-Platz. Was soll denn das? Den haben wir hier doch gar nicht!

A: Dann halt Marien-Platz.

B: Das war mir schon klar, daß Du den meinst.

A: Eben.

B: Dort ist Fußgängerzone, da dürfen keine Autos fahren.

A: Ach nein? Naja, dann war’s halt nicht so.

 

Grice’sche Konversationsmaximen

 

Das bedeutet konkret:

 

Implikaturen

 

 

Konventionelle Implikaturen

 

 

Eigenschaften von Implikaturen

 

Abgrenzung: konventionelle - konversationelle Implikatur

 

 

Präsupposition

 

Präsupposition: Beispiel

 

Typische Präsuppositionsauslöser 1

 

Typische Präsuppositionsauslöser 2

 

Sprechakte

 

Bestandteile von Sprechakten

 

Beispiele für Sprechakte

 

=> welche Voraussetzeungen müssen für das Glücken eines Sprechakts gegeben sein?

=> welche und wieviele Arten von Sprechakten gibt es?

 

Glückensbedingungen für Sprechakte

  1. normale Ein- und Ausgabebedingungen
  1. Bedingung des propositionalen Gehalts
  1. Einleitungsbedingungen
  1. Aufrichtigkeitsbedingung
  1. Wesentliche Bedingung
  1. bedeutungstheoretische Bedingung

 

Beispiel: versprechen

  1. normale Ein- und Ausgabedingungen
  1. Bedingung des propositionalen Gehalts
  1. Einleitungsbedingungen
  1. Aufrichtigkeitsbedingung
  1. wesentliche Bedingung
  1. bedeutungstheoretische Bedingung

 

Searles Taxonomie von Sprechakten

Die 3 wichtigsten Klassifikationskriterien für Sprechakte:

  1. Unterschiede im illokutionären Zweck
  1. Unterschiede der Anpassungsrichtung zwischen Wort und Welt
  1. Unterschiede in den jeweils ausgedrückten psychischen Zuständen

 

Grundkategorien illokutionärer Akte 1

 

Grundkategorien illokutionärer Akte 2

 

=> Wo sind Fragen einzuordnen?

 

Realisierungsmöglichkeiten von Sprechakten

 

CL-Anwendungen 1

 

CL-Anwendungen 2

 

Maschinelle Übersetzung

 

Natürlichsprachliche Datenbankabfrage

 

 

Rechtschreibkorrektur

 

Sprachlernsoftware

 

Sprachhilfen für Behinderte

 

Lexikographie

 

Verwandte Bereiche bzw. Teilbereiche der Computerlinguistik