Hauptseminar ,,Relationale Grammatik''
WS 2009/2010, Mo 14-16,
Schellingstr.3, S 244

Dr. Hans Leiß

Inhalt

,,Relationale Grammatiken'' sind kontextfreie Grammatiken mit einer Semantik, die die grammatischen Kategorien durch Mengen und 2-stellige Relationen interpretiert. Da in relationalen Grammatiken jeder Syntaxregel eine Bedeutung zugeordnet wird, erhält man -im Unterschied zu beliebigen kontextfreien Grammatiken- einen Begriff von ,,semantisch korrekter'' Regel und einen Begriff von ,,semantisch äquivalenten'' Ausdrücken verschiedener syntaktischer Form.
Im Unterschied zur Montague-Grammatik kommt man in der Relationalen Grammatik mit relativ einfachen mathematischen Hilfsmitteln aus, insbesondere ohne höherstufige Funktionen. Als semantische Werte werden keine komplexen logischen Formeln berechnet, sondern quantorenfreie Terme der Relationenalgebra. Relationale Grammatiken knüpfen direkt an Vorstellungen von Aristoteles und G.Boole zu einstelligen Prädikaten und von C.S.Peirce und E.Schröder zu mehrstelligen Prädikaten an und wurden von P.Suppes in den 70er und 80er Jahren weiterentwickelt. Sie umfassen etwas mehr als Beschreibungssprachen aus dem Bereich des ,,Semantic WEB'' wie OWL DL.
Das Buch von M.Böttner enthält viele syntaktische Konstruktionen des Deutschen mit semantischen Auswertungsregeln. Die Grammatik des Buchs soll im Seminar besprochen, mit einem Parsergenerator für Attributgrammatiken implementiert und die Auswertung an Beispielmodellen getestet werden. Das Seminar richtet sich an Studenten, die sich für formale Semantik natürlicher Sprachen interessieren.

Voraussetzung

Zwischenprüfung, Proseminarschein Mathematische Grundlagen der CL, Semantik oder Computerlinguistik II.
Scheinkriterium: Aktive Teilnahme mit Referat und Implementierungsteil.

Literatur

  1. M.Böttner: Relationale Grammatik. Niemeyer 1999.
  2. E.L.Keenan: Boolean Semantics for Natural Language. Reidel 1985
  3. S.Peters, D.Westerstahl: Quantifiers in Language and Logic. Oxford Universiy Press, 2006
  4. Lehrbuch SML: M.Gordon: ML for the working programmer. Addison-Wesley (CIS-Bibliothek, Informatik-Bibliothek)
  5. Definitionen und Beispiele zur Relationen- und Peirce-Algebra: siehe H.Leiß, Skriptum Mathe II, SS 2003 (Homepage)
  6. Beispiele zur Montague-Grammatik mit ML-Yacc: siehe H.Leiß, Skriptum Semantik I, SS 2004 (Homepage)
Zeitplan:
Datum Thema Wer?
1 19.10. Themenvergabe
2 26.10. Grundbegriffe und Beispiele Redich
3 2.11. Implementierung von BA, RA, PA Leiß
4 9.11. Boole'sche und Peirce'sche Grammatik Tang
5 16.11. Parsergenerator ML-GLR Bildner
6 23.11. Implementierung Montague-Grammatik Seebauer
7 30.11. Implementierung des Parsergenerators Leiß
8 7.12. Implementierung der Auswertung; Installation Leiß
9 14.12. Prädikation und Komplementation Perera
10 21.12. Attribuierung Wrighley
11 11.1. Adjektivsemantik Leiß
12 18.1. Implementierungsstunde
13 25.1. Koordination und Plural Krejcirikova
14 1.2. Distributive und kollektive Prädikate
15 8.2. Reflexiv- und Reziprokpronomen
Problem: Kompositionale Semantik ??
Vergleich mit Montague-Semantik
Software
  1. SML/NJ (mit ML-Yacc) siehe http://www.smlnj.org/
  2. Implementierung einer Peirce-Algebra (pa-glr.tgz). (4.12.09): pa-glr.tgz ist um die Parsergeneratoren ohne und mit Auswertung in einer Algebra erweitert. In seiner Datei  /.smlnj-pathconfig braucht man eine Zeile glr-ext.cm <Pfad zu ml-glr Quelldateien>/tool, damit SML das Suffix .glr interpretieren kann.
  3. ML-GLR: Subversion-Archiv https://svn.cip.ifi.lmu.de/~leiss/svn/hl-yacc
    Bisher hat man nur Leserechte; Benutzernamen und Passwort wurden im Seminar verteilt.
    Zur Installation von ml-glr unter Linux passe man die Pfadvariablen in build und Makefile an und setze einen Link ln -s <SMLNJROOTDIR>/bin/.run-sml ml-glr (vgl. INSTALL) und sorge dafür, daß man <SMLNJROOTDIR>/bin im Suchpfad hat. Beispiele unter examples sollten laufen.
  4. ML-GLR User's Manual (pdf) (auch im Archiv unter doc/ml-glr.pdf)

Vortragsfolien
  1. H.Leiß: Ziele, Literatur, Themen und Terminplan
  2. O.Redich: Folien zu Boole'schen und Peirce'schen Algebren, NL-Beispiele
  3. H.Leiß: Folien zur Implementierung von Peirce-Algebren in SML
  4. M.Tang: Folien zu Boole'schen und Peirce'schen Grammatiken
  5. S.Bildner: Folien zum Parsergenerator ML-GLR
  6. H.Leiß: Implementierung des Parsergenerators
  7. N.Perera: Prädikation und Komplementierung
    Implementierte Grammatiken: (.zip) R1-R11, R1-R11 mit Numerus, R1-R11 mit Numerus und Kasus
    Übungsaufgabe: Man implementiere die angedeutete Semantik des bestimmten Artikels!
  8. D.Wrigley: Implementierung von Adjektivregeln
    Implementierung: Grammatik mit AP-Regeln und Testsätzen
  9. H.Leiß Adjektivsemantik für IApos
    Implementierung: Grammatiken pa-glr-r54.tgz mit IApos-Semantik (Siehe die *.cm-Dateien und README)
  10. K.Krejcirikova: Koordination und Plural
    Implementierung: Grammatiken mit Koordination und Plural (bis R62)
Wer seine Vortragsfolien mit LaTeX erstellen will, sollte das beamer-Paket und pdflatex benutzen. Als Vorlage, wie eine einfache LaTeX-Datei (ohne Formeln auf den Folien) aussieht, können Sie seminarplan-beamer.tex ansehen. Beispiele für Formeln und Programme auf den Folien finden Sie unter implementierungPA.muster.tex. (Damit Sie nicht noch zusätzlich das noweb-Programm brauchen, ist am Dateianfang das usepackage{noweb} auskommentiert und ein vorzeitiges end{document} eingefügt.) Beispiele für Syntaxbäume und den nötigen Paketen wie ps-trees findet man auf BGundPG.beamer.tex von M.Tang.


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On 25 Jan 2010, 13:49.